Pulverbeschichtung und die Farbpalette
Um über Farben zu sprechen, muss vorher erwähnt werden, wie der Mensch unterschiedliche Farben wahrnehmen kann. Die Wahrnehmung geschieht über die Lichtreflexion der unterschiedlichen Farben und der dadurch entstehenden Wellenlängen, die von unseren Sehnerven wahrgenommen werden. Unser Auge kann so mehrere Millionen Farbtöne unterscheiden. Wir wissen also, dass Licht ein großer Einfluss auf die Wahrnehmung eines Farbtons hat. Auf diesen Einflussfaktor kommen wir später noch einmal zu sprechen.
Farbtöne gibt es auf der Welt unzählige. Und das ist auch gut so, denn Farben haben unterschiedlichste Wirkungen auf uns. So wirken zum Beispiel Grüntöne beruhigend auf uns. Aus diesem Grund sind Kleidungsstücke in Operationssälen grün um eine beruhigende Atomsphäre zu schaffen. Der Farbton Blau wirkt ebenfalls beruhigend auf uns. Rote Farbtöne hingegen haben eine anregende oder wärmende Wirkung auf uns. Farbtöne können aber auch die persönliche Stimmung verändern und an Emotionen anknüpfen.
Farbtonvielfalt
In der Industrie haben sich gängige Farbpaletten durchgesetzt. Dies ist auf die industrielle Entwicklung der Vergangenheit zurückzuführen. Es waren unzählige undefinierte Farbtöne am Markt und durch die Standardisierung gewisser Farbpaletten konnten hohe Kosten reduziert werden. In der Druckbranche haben sich zum Beispiel Farbtöne nach CMYK durchgesetzt. In der Pulverbeschichtung spricht man in der Regel von sogenannten RAL-Farbtönen. Der bekannteste RAL-Classic Farbfächer, der von der RAL GmbH vertrieben wird, wurde im Jahr 1925 ins Leben gerufen. In der Industrie in Europa ist diese Farbpalette nicht mehr wegzudenken. Zudem ist er leicht verständlich, da das Farbsystem eine vierstellige Farbnummer vergibt und die erste Ziffer die Farbtonkategorie, rot, gelb, blau usw. vorgibt. Hieraus lässt sich schnell ableiten, welcher Farbton gewünscht ist. Neben diesen erwähnten Farbpaletten existieren noch viele weitere, die in verschiedenen Branchen ihre Anwendung finden. Hier sei noch der Farbtonfächer Pantone, RAL Design oder NCS erwähnt, auf die wir in diesem Beitrag nicht weiter eingehen möchten.
Neben den geläufigen Standards der Industrie haben viele Großunternehmen eigene sogenannte Hausfarben. Für ein bestimmtes Produkt, oder eine bestimmte Marke können individuelle Farben hergestellt werden. In diesen Bereichen sind hohe Abnahmemengen notwendig um trotzdem wirtschaftlich produzieren zu können.
Farbtonmessung und Farbtontoleranzen
Farbtöne können neben der visuellen Betrachtung und derer objektiven Betrachtung auch vermessen werden. Hierzu haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Möglichkeiten entwickelt. Wir möchten in unserem Beitrag das Farbmesssystem CIE L*a*b* erwähnen, da dies aus unserer Sicht für die Nasslackierung und Pulverbeschichtung ein übliches Messverfahren ist. Das Messverfahren berechnet eine mögliche Farbtonabweichung der gemessenen Probe zu einer Referenz oder einem definierten Wert. Den Farbraum kann man sich wie ein dreidimensionales Achsensystem vorstellen. Die drei Achsen sind wie folgt zu benennen: L für die Helligkeit, a für die rot-grün Orientierung und b für die gelb-blau Positionierung. Nimmt man jetzt beispielsweise einen RAL-Classic-Farbton, hat dieser einen definierten Wert in diesem dreiachsigen System. Jetzt kann die Probe vermessen werden und eine Anordnung im selben Farbraum erlangen. Über den sogenannten Delta E-Wert DE* wird dann die Abweichung der beiden Werte errechnet. Der sogenannte Delta E-Wert DE* ist einer in der Industrie üblicher Begriff, der über eine Farbtonfreigabe entscheidet. Der Verband der deutschen Lackindustrie e.V. hat sich eine für die Industrie übliche Einschätzung der möglichen Farbtonabweichung je Farbkategorie getroffen.
Lichteinfluss - Metamerie
Zu Beginn unseres Beitrags haben wir erwähnt, dass Licht eine große Rolle auf die Wahrnehmung einer Farbe hat. Für die Begutachtung und Bewertung eines Farbtons sind demnach Standards entstanden. Nach diesen bewertet auch das aufgeführte Farbmesssystem CIE L*a*b*. In der Regel werden hier drei unterschiedliche Lichtarten verwendet um den Farbton zu bewerten. Zum einen ein definiertes Tagesliegt D65 10 Deg, ein Abendlicht A 10 Deg und ein Kunstlicht F02 10 Deg. Von jeder Lichtart wird der Delta E-Wert DE* ermittelt. Sollte es innerhalb dieser Lichtarten eine grobe Abweichung geben. Spricht man von der sogenannten Metamerie. In der Praxis zeigt sich dieses Merkmal durch eine optische gute Erscheinung bei Tageslicht und einer Farbtonabweichung bei einem Abendlicht. Dies kann zu großen Problemen führen, wenn mehrere Komponenten mit unterschiedlichen Lacken beschichtet sind.
Pigmente sind für den Farbton verantwortlich
In der Lackindustrie werden meist Pigmente eingesetzt um gewünschte Farbtöne zu erreichen. Hier unterscheidet man zwischen organischen und anorganischen Pigmenten, die in unterschiedlichen Verhältnissen kombiniert werden können um einen Farbton herzustellen. Neben anderen Inhaltsstoffen, wie dem Bindemittel, Füllstoffen, Additiven und Lösemitteln sind Pigmente in einer Rezeptur eines Lackes vorhanden. Bei einem Pulverlack wird auf die Komponente des Lösemittels verzichtet. Somit werden bei einem Pulverlack keine Emissionen von Lösemitteln in die Umwelt abgegeben. Dies ist ein bedeutender Faktor um den Umweltschutz voranzubringen. In einer Rezeptur eines Lackes ist also genau festgelegt, wie viel von welchem Pigment notwendig ist um einen Farbton zu erreichen. Dies wurde vorher in einem Labor getestet um die Großfertigungen zielgemäß in der Qualität zu erreichen. Nun ist noch die Konzentration der Pigmentierung wichtig, denn dies spiegelt sich auf dem Deckvermögen eines Lackes wider. Denn alle anderen Komponenten haben keinen Einfluss auf das Deckvermögen, auch wenn viele der Meinung sind, dass Füllstoffe einen Einfluss haben. In der Lackrezeptur muss berücksichtigt werden, ab welcher Schichtdicke ein Deckvermögen erreicht werden soll und entsprechend muss die Konzentration ausfallen. Hat man die richtige Menge an Pigmenten festgelegt, muss die richtige Menge an Bindemittel errechnet werden um die gesamte Oberfläche des Pigmentes und des Füllstoffs mit Bindemittel zu benetzen. Hier spricht man von der Pigmentvolumenkonzentration, kurz PVK.
Häufige Fehlerquellen
Viele Farbtöne sind trotz einer optimalen Deckkraft kritisch zu betrachten. Gerade in der Pulverbeschichtung werden häufig Einschichtsysteme eingesetzt, auch bei Farbtönen, bei denen wir einen Zweischichtaufbau deutlich empfehlen. Wir sprechen hier von hellen Uni-Farbtönen, wie zum Beispiel hellen Gelb- oder Orangefarbtönen. Die Fehlerquelle entsteht häufig nicht in der Fläche eines Bauteils, sondern an Kantenbereichen. In der Lackindustrie spricht man von der sogenannten Kantenflucht. Je schärfer einer Kante vom Bauteil ist, um so weniger Lackschichtdicke bildet sich an diesem Bereich. Im Extremfall ist gar keine Schichtbildung auf der Kante vorhanden. Das Bauteil wirkt optisch an diesen Stellen grünlich und abweichend zum Farbton in der Fläche. Bei Bauteilen, die vor der Beschichtung eine Kantenverrundung erhalten haben, ist das Fehlerbild etwas geringer, da sich eine etwas höhere Schichtdicke bilden kann. Dennoch ist das Fehlerbild häufig zu sehen. Geht man unserer Empfehlung nach und beschichtet in einem Zweischichtaufbau, so wird die Kante im ersten Beschichtungsvorgang meist so verrunden, dass im zweiten Lackiervorgang eine Deckung erreicht wird.
Fehlervermeidung
Es empfiehlt sich, wenn es um große Bauprojekte geht, frühzeitig mit dem Oberflächenbearbeiter ins Gespräch zu gehen. Gemeinsam kann eine sinnvolle Projektumsetzung besprochen werden. Denn zur optimalen Umsetzung ist es sinnvoll den Lackhersteller, die Lackqualität und die Gesamtgröße festzulegen. So kann im besten Fall die gesamte Oberfläche eines Projektes mit einer Lackcharge beschichtet werden. Sollte das gesamte Projekt auf mehrere Pulverbeschichter verteilt werden, sprechen wir eine klare Empfehlung aus, dass trotzdem im gesamten aus derselben Lackcharge gefertigt werden sollte. Trotz dieser Maßnahme kann es zu Abweichungen im optischen Erscheinungsbild kommen, da unterschiedliche Anlagenhersteller, andere Anlageneinstellungen und andere Einbrennöfen verwendet werden. Wir raten dazu die Oberfläche im gesamten an einen Oberflächenbearbeiter zu vergeben und das gesamte Projekt mit diesem vorab zu besprechen.
Lackpflege
Eine lackierte oder beschichtete Oberfläche muss gepflegt werden! Das klingt erst einmal selbstverständlich, dennoch wird der Lackpflege viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Generell kann man eine Glanzgrad- und Farbtonstabilität nur erreichen, wenn eine regelmäßige Pflege stattfindet. Gerade im Außenbereich wird die Oberfläche nicht nur durch die UV-Strahlung belastet, sondern auch Umwelteinflüsse strapazieren die Beschichtung. Hierzu möchten wir einige Beispiele benennen, die starke Beschädigungen hervorrufen können, wenn keine Reinigung und Pflege erfolgt:
- Verkehrsemission durch Abgase, aber auch Aerosole, die durch Straßenverkehr herumgewirbelt werden (Schmutzwasser auf Fahrbahnen, Streusalz der herumgewirbelt wird). Diese Aerosole haben oftmals eine hohe Reichweite, gerade an viel befahrenen Straßen
- Vogelkot, oder Hinterlassenschaften anderer Tiere
- Küstennähe und salzhaltige Luft
- Sandige Luftwehen oder andere Stäube
Wir empfehlen, wie auch in unseren Kundenhinweisen beschrieben, eine Reinigung mit nicht abrasiven Mitteln und neutralen Reinigen gemäß den Vorschriften der GRM (Gütegemeinschaft für Reinigung von Metallfassaden) und des VFF (Verband der Fenster und Fassaden Hersteller). Dies ist ein wesentlicher Faktor für unsere Gewährleistung.
Unsere Leistung & Kontakt
Wir hoffen, dass wir Ihnen den Prozess der Pulverbeschichtung mit diesen Worten etwas näherbringen konnten. Weitere Informationen zu unseren Leistungen erhalten Sie hier: https://www.spi-weil.de/pulverbeschichtung/
Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben, kommen Sie gerne auf uns zu. Weiter zu Kontakt: https://www.spi-weil.de/service/